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                  KAPITEL 1

Doom

Es war an einem Novembernachmittag, kurz am
Kindergartenzaun auf dem Einkaufsnachhausegang
stehen, sehen geblieben, das bunte unschuldige
Treiben, den Augenblick genießen.
Vor dem innen beleuchteten Standart Schulgebäude,
reich mit verzierenden Fensterdecos beklebt und
verhangen, von den Kindern selbstgemacht.

Ein Junge in der Sandkiste hatte einen hohen Turm
gebaut, erstaunlich hoch, die Konsistenz und Stabilität
des Sandes hätte jeden Strandburgbauweltmeister gefreut.

Ein etwas älteres Mädchen machte sich einen Spaß,
ein Junge vielleicht sieben, hatte seine Hände in den
dick wattierten Anorak Ärmel eingezogen, vorher die
Kapuze eng gezogen, er konnte kaum sehen. Die dicken
Stiefel  und die Skihose machten in zum Michelin
Männchen, doch er bewegte sich wie ein gespielter
Roboter aus den schwarz weißen Fünfzigern,
gleichzeitig machte er den tiefsten Brummton,
der ihm möglich war, es sollte wohl ein Bär sein.
So torkelte er dem älteren Mädchen hinterher.
Diese gab dabei Schreie von sich, ein bisschen
gespielte Angst etwas Lust und lachen,
gestikulierend unterstützt.

Sie scharrte schnell ein paar drei bis vierjährige
um sich, sie hatten schon das Klettergerüst auf
der gegenüberliegenden Seite des Kindergarten
hinter sich gelassen, alle paar Meter blieben die
Kleinen stehen und schauten sich um, sie kannten
ihn doch, sicher! Nahm er die Ärmel hoch und
brummte begleitet vom Angstschrei der Älteren
liefen die Kleinen dann doch zur Großen, obschon
fragenden bis ungläubigen Blickes.
Nach einer Platzrunde wurde dem Jungen zu warm,
das kleine Bewegungsspiel war zu ende.

Der Turmjunge hatte einen sauberen Zusammensturz
hingelegt, nasser Sand hat seine Grenzen.
Andere waren mit Backformen dabei Tiere und
vielleicht nur Häuser in die Sandkiste zu formen.
Der Turmjunge wurde von der Erzieherin motiviert,
lieber zwei kleinere Türme nebeneinander zu bauen.
Der Junge mit dem dicken Pullover und der Latzhose,
hatte um die kleine Gruppe einen Graben ausgehoben,
mit Phantasie konnte man die Umrisse von Florida
oder nur Manhattan erahnen.

Böen kündigten gleich Regen an,
es war sichtbar dunkler geworden.

Plötzlich war ein verzagtes Rufen zu hören:
„ Frau Soundso, such mich mal",
die Erzieherin saß noch an der Sandkiste.

Das zweite verzagte Rufen war nun akustisch
zu erkennen, es kam aus einem kleinen
hölzernen Raum, die Rutsche! Unter dem
Rutschenaufgang war ein kleiner Raum zum
Durchklettern, daher kam der Ruf.
Die Erzieherin hörte es und im Aufstehen traf
mich ihr Blick, mit den schweren Taschen
konnte ich nur mit aufgerissenen Augen auf
die Rutsche zunicken. Frau Soundso wollte
überraschen, lief schnell um die Rutsche herum,
steckte den Kopf von hinten durch eine Öffnung
und sagte triumphierend:
"Gefunden, Bärbel",
lachend half sie der vierjährigen in ihre Arme.

Der Turmjunge hatte gelernt, seine beiden Türme
waren hoch, aber sie standen noch, er war noch
mit der Verstärkung des Fundaments beschäftigt,
da sagte die Latzhose barsch:
„Gib mir deine Schaufel !"
Der Turmjunge verneinte und ließ sich nicht stören,
da stand die Latzhose auch schon vor ihm und
zertrat seine beiden Türme:
„Doom, dann spielt hier keiner mehr, wenn ich
deine Schaufel nicht kriege."
Die Erzieherin hatte es kommen sehen und war
im rechten Moment, von hinten die Latzhose
greifend, dazwischen gegangen, mit einem
Klapps stellte sie die Latzhose auf den Terrassen-
eingang des Gebäudes und rief in die Runde:
„Kinder, kommt rein es fängt gleich an zu regnen",
sie nickte noch der Älteren zu.
An der Sandkiste zurück, streichelte sie dem
Turmjungen über den Kopf und lobte die zwei Türme:
„Frank war nur neidisch, nächstes Mal baust du
wieder welche, lass uns rein gehen, Hans, es regnet."
Die ersten Regentropfen fielen mit
den letzten Tränentropfen zusammen.

Ich zog die Kapuze hoch und ging schnell weiter.
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      copyright    Horst Möller     2008